Wie Kreutters Triptychon ins Landeskirchenamt in Bielefeld kam
Wolfgang Kreutter traf ich zum ersten Mal Mitte der 1980er Jahre in der Kommission für Kirchbau und Kunst der Evangelischen Kirche von Westfalen. Schon von der ersten Begegnung an verstanden wir uns sehr gut. Wir waren uns u.a. einig, dass mehr zur Verständigung zwischen Kirche, Kunst und Gesellschaft getan werden müsse. So lud ich ihn bald zu einer meiner Kunsttagungen ein und war beeindruckt, dass er nur für einen Abendvortrag nach Iserlohn kam und in seinem Citröen DS Kombi zentnerschwere Bronzeskulpturen als Anschauungsobjekte mitbrachte. Das gemeinsame Aus- und Einladen führte uns noch näher zusammen. Auch sein DS, auf Französisch ausgesprochen „déesse“ – „die Göttliche“, Roland Barthes hat diesem Mythos einen eigenen Essay gewidmet, sorgte zusätzlich für gemeinsame Begeisterung. Seiner Einladung, ihn in seinem weitläufigen Atelier auf dem Dödesberg zu besuchen, um mit ihm eine Ausstellung zu konzipieren, konnte ich leider nicht mehr zu seinen Lebzeiten nachkommen.
Aber nach Kreutters viel zu frühem Tod im Jahr 1989 gelang es mir, Landeskirchenrat Gerhard Senn davon zu überzeugen, dass man einem so vielfach in der Landeskirche präsenten Künstler eine Werkmonografie widmen müsse. Mit Dr. Isolde Arends fand ich eine Autorin, die die aufwendigen Recherchen dafür unternahm und in eine gut lesbare Form brachte. 1999 konnte ich schließlich das Buch im Rahmen einer Kreutter-Gedächtnisausstellung in der Evangelischen Akademie Iserlohn in Anwesenheit seiner Witwe und zweier seiner Kinder der Öffentlichkeit vorstellen. Dank der Vorbereitung dieser Ausstellung und der Buchpräsentation war ich doch noch zu einem Besuch auf den Dödesberg gekommen, um die zu präsentierenden Werke auszusuchen.
In diesem Kontext hatte sich ein herzliches Verhältnis zur Familie Kreutter ergeben, das dann 6 Jahre später einen Telefonanruf von Angelika Kreutter zur Folge hatte: Sie müsse das Anwesen mit dem Atelier ihres Vaters räumen. Das große Triptychon, das schon 1999 in der Ausstellung der Akademie gezeigt wurde und seither im Atelier stand, möchten sie und die Erben zusammen mit zwei weiteren großen Holzarbeiten gerne in die Hände der Landeskirche geben. Ob ich nicht die Vermittlung und Organisation übernehmen könne?
Nach einigen Telefonaten mit Herrn Dr. Althöfer, zuständig für die Inventarisierung der Kunst im Bereich der Ev. Kirche von Westfalen, und Landeskirchenbaudirektor Miermeister waren die Rahmenbedingungen für die Annahme der Schenkung geklärt. So fuhr ich an einem Novembertag mit meinem VW Bus „The Long and Winding Road“ zum Dödesberg ins Sauerland. Ein Nachbar half beim Einladen und der Sicherung der heiligen Ladung im Kofferraum. Nach der Ankunft in Bielefeld fanden Dr. Althöfer und ich den passenden Platz im gut frequentierten Treppenhaus eines Nebengebäudes des Landeskirchenamtes, das Besuchern zugänglich ist. Mein persönlicher Dankesbrief an Angelika Kreutter datiert vom 28.11.2005, darin kündige ich ein entsprechendes Schreiben vom Landeskirchenamt mit einer Würdigung der Schenkung an. Ob es je dazu gekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Dass aber gut 15 Jahre später der an die Landeskirche von Hannover „ausgeliehene“ westfälische Pfarrer und ehemalige Persönliche Referent zweier Präsides Dr. Matthias Surall mit der Einstellung des Fotos vom Triptychon auf der dortigen Kunst-Homepage der Bedeutung dieses Werks von Kreutter Rechnung trägt, ist ein zusätzlicher Dank an und eine schöne Ehrung für den westfälischen Künstler.
Dr. phil. Rüdiger Sareika
Vorstandsvorsitzender der Ev. Stiftung „Protestantismus, Bildung und Kultur“ und ehem. Kulturbeauftragter der Ev. Kirche von Westfalen