TEXTIL-KUNST: Kuschel-Jesus - eine textile Miniatur von Friederike Kahle-Nicolaides
Kennengelernt habe ich Friederike Kahle-Nicolaides bei einer Kunstausstellung in meiner damaligen Gemeinde. Ihre gehäkelten Figuren, unförmig und ohne Gesicht und doch anrührend und besonders, faszinierten mich damals schon. „Die sind aber nicht schön!“ sagte eine Frau bei der Führung durch die Ausstellung. Daraus entspann sich ein Gespräch über das, was Kunst ist, im besten Sinne sein soll: durchaus verstörend und nicht auf den ersten Blick eingängig, einladend zu Widerspruch und Austausch. Kunst, die mich und meine Sicht auf die Welt anfragt, die mich provoziert.
Friederike Kahle-Nicolaides Werk „Kuschel-Jesus“ aus dem Jahr 2015 tut genau das. Ungewöhnlich in Farbe und Material – die Seiten des Kreuzes sind mit besonders weichem Garn gehäkelt und fühlen sich wirklich kuschelig an. Friederike Kahle-Nicolaides hat sich von Brauchtum der Votivgaben in Dank- und Gnadenkapellen inspirieren lassen. An diesen Orten hängen mit nicht mehr benötigten Krücken, anderen medizinischen Hilfsmitten und Darstellungen von Heiligen Materie gewordene Bilder des Danks. Sie drücken einen tief verwurzelten Glauben an ein Aufgehoben-Sein im Wirken Gottes aus. Die Bilder und Gegenstände holen Gott ganz nah heran, machen Gott anfassbar, spürbar.