Foto: Jens Schulze

22. Aschermittwoch der Künste 2020 in Celle

Dies war der 22. Aschermittwoch der Künste 2020 - "Judas" - Der fremde Blick

150 Gäste aus Kunst, Kultur, Kirche und Gesellschaft fanden sich ein zum jährlichen Kunstempfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und der Hanns-Lilje-Stiftung in der Evangelischen Stadtkirche St. Marien in Celle.
Ankommen und Aufmerken in der Stadtkirche: Die Beleuchtung wechselt, Stimmen heben an, ein Schleifen zieht sich über den Steinboden des Mittelschiffs bis zum Altarraum – ein erster Auftritt.

Foto: Jens Schulze

„Ich weiß, dass es Leute gibt, die erst alles verstehen wollen, bevor sie sich auf etwas einlassen können. Diesen Leuten will ich jetzt schon sagen: TU‘S NICHT. Es ist sinnlos, die Dinge begreifen zu wolle. Und es ist noch sinnloser, MICH begreifen zu wollen.“ 

„Ich habe begriffen, dass MAN sehr wenig über mein Leben mit ihm weiß. Für viele gemeinsame Momente gibt es keine Zeugen. Da waren nur er und ich. Manchmal bin ich mir noch nicht einmal sicher, ob er da war. Oder ich nur dachte, dass er da war. Von allen lebendigen Erinnerungen, die ich habe, ist nur die Hälfte wirklich geschehen. Erschreckend, oder."
Zitate aus: "JUDAS" von Lot Vekemans, 2012, Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

Begrüßung – Dr. Matthias Surall, Leitender Referent für Kunst und Kultur

"Wahrheit ist nur in Beziehung zu haben. Sie braucht den Diskurs. Den Perspektivenwechsel. Den 'fremden Blick' ... Den ungewohnten, neuen, ja verstörenden Blick auf das Leben. Die Wahrheit braucht das Ringen und den Widerspruch. Plakativ zugespitzt: Keine Wahrheit ohne Judas, ohne seinen fremden Blick ... Die Wahrheit ist immer die des Anderssehenden, die der alternativen Perspektive, des fremden Blicks.
Das gilt für mich als Individuum, für mich als Christ und erst recht für uns als Kirche. Wir brauchen den fremden Blick, die Irritation und Infragestellung. Wir brauchen die Perspektive von Underdogs und Außenseitern, die Fragen der Jugend und die Impulse von Kunst und Kultur und ja, auch und gerade deren Interventionen."
Das gesamte Grußwort

Grußwort – Superintendentin Dr. Andrea Burgk-Lempart

„Ob Jesus ein Künstler war? Keine Ahnung, was er in den Sand gemalt hat, als die religiösen Eliten die Ehebrecherin zu ihm brachten ... Jesus lässt die Empörungswelle an sich abprallen, sagt erstmal nichts, sondern malt in den Sand. Ob Jesus ein Künstler war? Jedenfalls im Umgang mit Worten, die provozierten, eine andere Perspektive eröffneten ... Jesus malt – das schafft Raum, Distanz, Abstand. Zwischendurch sagt er auch was, aber nicht viel. Aber das, was er sagt, das sitzt. Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Jesus bringt eine andere Perspektive ein, den fremden Blick, in eine Situation, deren moralische Beurteilung auf der Hand liegt. Darin liegt die Aufgabe von Kirche, Kunst und Kultur, einen Raum zu eröffnen zwischen Reiz und Reaktion, eine andere Perspektive einzuspielen, die Tiefgang hat.“

Musikalische Impulse mit Mitgliedern des Juventis Jugendchores unter der Leitung von Stephan Doormann – Choräle „O große Lieb“ und „Ach großer König“ aus der Johannes Passion von Johann Sebastian Bach

Gespräch zu „Judas – Der fremde Blick“

Wolfram Beins, ehem. Leiter der psychosozialen Beratungsstelle des KK Celle, Dr. Christoph Dahling-Sander, Geschäftsführer HLS (Moderation)
Dr. Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamtes Hannover, Andreas Döring, Intendant Schlosstheater Celle