Der Herrenhäuser Friedhof ist denkmalgeschützt und in Trägerschaft der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Herrenhausen-Leinhausen. Standort der schon im Königreich Hannover angelegten und mehrfach bis auf heute rund 1,4 Hektar erweiterten, von einer festen Mauer umgebenen Friedhofsanlage ist die Kiepertstraße 10. Anlässlich der ersten Beerdigung am 7. April 1860 wurde der Friedhof eingeweiht.
Das 1860 errichtete, später zur Kapelle erweiterte Gebäude auf dem Herrenhäuser Friedhof war das erste christliche Gotteshaus in Herrenhausen. Es wurde von dem Kirchenmaler Ebeling ausgemalt. Im Rahmen einer Innenrenovierung im Jahr 1958 schuf der Glasmaler Brenneisen ein Altarfenster, das den auferstandenen Christus zeigt.
Das Friedhofstor mit Haupt- und Nebeneingang hat eine Backsteinummauerung mit Stufen und einen runden Bogen in historistischer Anmutung.
Wir zeigen mit vorerst vier Kunstwerken auf dem Herrenhäuser Friedhof hier das erste Beispiel eines Friedhofs als Ort von Kunst und Kultur.
Relief mit Darstellung einer trauernden Person
Dieses Relief zeigt in der typisch reduzierten und stilisierenden Bildsprache der 1950er und 60er Jahre mit zudem fast kubistischer Anmutung eine weibliche Figur, halb sitzend, halb liegend und offensichtlich trauernd.
Relief von Kurt Schwerdtfeger (1897 – 1966)
Ein zweites Relief, über das mehr bekannt ist: Es stammt von Kurt Schwerdtfeger, entstand 1950 und trägt den Titel: „Liegender“. Ursprünglich gehörte es zur Hauptfassade der Bundesschule des DGB in Springe. Der Architekt des Baus sicherte es sich nach dessen Veränderung für dieses sein Grab. Auch hier ist die ‚Beheimatung‘ in der Entstehungszeit dank stilisierender, überindividueller Darstellung identifizierbar. Gleichzeitig liegt hier ein schönes Beispiel für die Kontextualisierung eines Kunstwerks vor: Der Standort Friedhof macht etwas mit diesem Relief. Denn hier liegt es nahe, den diagonal aufwärts gerichteten Blick des Liegenden als sehnsuchtsvollen Blick gen Himmel zu verstehen.
Metallene Engelskulptur
Diese Engelsdarstellung zeigt einen oft auf Friedhöfen begegnenden Typus. Der Engel hier ist damit quasi in doppelter Hinsicht einer von vielen: zum einen hinsichtlich des dargestellten Typs und zum anderen im Hinblick auf seine serielle Herstellung, wie sie noch vor etwas mehr als 100 Jahren durch Firmen wie WMF vorgenommen wurde, in deren Katalogen solcherlei Plastiken ausgesucht und dann bestellt werden konnten. Also ganz klar ein „Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (Walter Benjamin).
Deutlich ist hier das In- und Miteinander von Trauer und Hoffnung, das an der unterschiedlichen Hand- und Armhaltung - kombiniert mit dem leicht gen Boden gerichteten Blick und den geschlossenen Augen - ablesbar ist: die eine Hand gen Boden und Grab gerichtet, die andere gen Himmel.
Postmoderne Grabskulptur
Dieses zeitgenössische Kunstwerk zeigt postmoderne Züge oder Stilelemente, was schon daran ersichtlich ist, dass es sich hier um Kunst auf der Grenze zwischen Gegenständlichem und Abstraktem handelt. Der eingehendere Blick offenbart sodann, dass es sich um einen Frauenkörper in dynamischer Pose handelt. Offensichtlich ein Gegenentwurf und Hoffnungszeichen wider den Tod.