Kunstprojekt Hasefriedhof Osnabrück, Friedhofskapelle, Foto: Hiltrud Schäfer (Ausschnitt9

KUNSTPROJEKT - Hiltrud Schäfer

Installation in der Friedhofskapelle auf dem Hasefriedhof in Osnabrück

Als eine Osnabrücker Künstlergruppe im Jahr 2018 überlegte, „kunstferne Orte“ zu bespielen – Orte, an denen man gewöhnlich keine Kunst erwartet – haben der Künstler Wilfried Bohne und ich uns sehr spontan für die Friedhofskapelle auf dem aufgelassenen Hasefriedhof in Osnabrück entschieden. Ich persönlich habe eine besondere Beziehung zu diesem Friedhof, weil ich in unmittelbarer Nähe aufgewachsen bin und der Friedhof in der Nachkriegszeit häufig unser Spielplatz war.

Als Thema haben wir uns ein Gedicht von Erich Kästner ausgewählt, das er 1952 geschrieben hat: „Die Maulwürfe oder Euer Wille geschehe“, eine dystopische Schilderung einer untergegangenen Welt, vermutlich nach einem Atomunglück (Gedicht s. u.)

Wilfried Bohne hat eine Reihe von Malerei dazu beigetragen, ich eine raumfüllende Installation mit drei „Menschenhüllen“ auf stützenden Holzgestellen. Zwei kleine Installationen mit knochenähnlichen Objekten aus genähter Leinwand und eine Gruppe Papierabformungen eines Ziersteines aus der Kapelle, der bei der Renovierung nicht mehr genutzt wurde, vervollständigten die gesamte Rauminstallation.

Da wir selber Aufsicht führen mussten, gab es Öffnungszeiten nur an zwei Wochenenden samstags und sonntags und an einem Donnerstagnachmittag. Zu unserer großen Freude gab es ein unerwartet reges Interesse von Menschen aller Altersgruppen, 220 Besucher an diesen wenigen Tagen, einige aufgrund der Werbung der Friedhofsgesellschaft, die meisten jedoch spontan auf dem Weg über den Friedhof.

Wir hatten das Gedicht vervielfältigt und auch visualisiert, jeder Besucher konnte es auf Wunsch lesen. Das löste zusammen mit den Kunstobjekten lebhafte Diskussionen und Gespräche aus. Auffällig war – so ganz anders als in Galerien und Kunsthallen – dass Ort und Kunst viele Menschen veranlassten, uns ganz persönliche Erlebnisse über Verlust, Krieg und Ängste zu erzählen.

Diese Vielzahl von Gesprächen mit sehr persönlichen und privaten Inhalten und Gedanken hat die Ausstellung für uns Künstler zu einem beglückenden Erlebnis gemacht und spricht für weitere Kunstausstellungen an diesem Ort.

Hiltrud Schäfer