© B. Schwabe. Ausschnitt aus dem Saal des "Apollo Kino", Hannover

Filmbegleitmaterial

Die im Folgenden vorgestellten prämierten Filme wurden im Rahmen des Kirchen-und Kino-Projekts gezeigt, das 2007 in der Fläche der hannoverschen Landeskirche gestartet ist und weiter fortgeführt wird. Sie finden alle Filmbesprechungen der bisherigen Staffeln in alphabetischer Reihenfolge zum Download in der rechten Spalte sowie einen Hinweis zur Verfügbarkeit des Films im Medienverleih.

Filmbesprechungen zum Download

A WAR (DK 2015. Regie: Tobias Lindholm)

Bei einem Einsatz in Afghanistan geraten dänische Soldaten unter heftigen Beschuss, bei dem ein Soldat verletzt wird. Der angeforderte Luftschlag tötet jedoch elf Zivilisten und bringt den Kommandanten vor ein dänisches Gericht. Ohne moralisch zu bewerten verschränkt das Drama dabei zwei Perspektiven, die des militärischen Handelns und die des zivilen Lebens.

ADAMS ÄPFEL (DK 2006. Regie: Anders Thomas Jensen)

Ein mit biblischen Verweisen spielende Fabel voller absurder Überraschungen, realistisch und märchenhaft, heiter und düster zugleich. Stilistisch eindrucksvolle Reflexion der Theodizeefrage, gegen eindimensionale Weltbilder; für Vielfalt und Menschlichkeit gegen alle Widerstände und Vorurteile.

ALL IS LOST (US 2013. Regie: J. C. Chandor)

Ein alter Mann segelt allein im Indischen Ozean. Der mit seinen sparsamen Mitteln ganz auf Mensch und Boot konzentrierte Film setzt auf die wachsende Identifikation des Publikums mit dem von Naturgewalten heimgesuchten Segler. Ein minimalistischer Film, dessen Freude am dramatischen Detail mehr und mehr existenzieller Kontemplation weicht.

AM ENDE EIN FEST (ISR/D 2014. Regie: Tal Granit, Sharon Maymon)

Eine Gruppe von Senioren hat sich im Altersheim zusammengetan, um einem schwerkranken Mitbewohner das Sterben zu erleichtern. Da keiner sich überwinden kann, den Freund zu töten, baut der ehemalige Ingenieur Yehezkel eine Suizid-Maschine. Kein Plädoyer für Sterbehilfe, sondern ein überraschend unterhaltsamer Diskussionsanstoß über Grundfragen zum Thema.

AM ENDE KOMMEN TOURISTEN (D 2007. Regie: Robert Thalheim)

Wie kann man Auschwitz zeigen, ohne bekannte Bilder einfach zu verdoppeln? Robert Thalheims Film meistert sein heikles Sujet spielerisch leicht und zugleich mit großer Ernsthaftigkeit. Ein Lehrstück über eine mögliche deutschpolnische Normalität fern aller Betroffenheitsplattitüden.

AM SONNTAG BIST DU TOT (IRL 2014. Regie: John Michael McDonagh)

Im Beichtstuhl erfährt ein irischer Priester, dass er ermordet werden soll, um für die Verfehlungen eines Amtsbruders zu büßen. Ihm bleiben sechs Tage zur Erledigung seiner irdischen Angelegenheiten. Der zwischen Situationskomik und Tiefgründigkeit wechselnde Film zeichnet das vielschichtige Bild eines Priesters, der seine Aufgaben wichtiger nimmt als die persönliche Bedrohung.

ANGELS' SHARE (GB/F/B 2012. Regie: Ken Loach)

Regisseur Ken Loach erzählt gekonnt und mit viel Humor ein Märchen aus den Glasgower Vorstädten: Sein mutmachendes Plädoyer bleibt, dass Jugendliche aus eigener Kraft einen Ausweg aus der Hölle der Arbeitslosigkeit, Armut und Verwahrlosung finden.

ANOTHER YEAR (GB 2010. Regie: Mike Leigh)

Ein Jahr im Leben eines gut situierten Paares, dessen gastfreundliches Haus Ort für weniger zufriedene Freunde ist, woraus sich teils komische, teils tragische Verflechtungen ergeben. Die Alltagsstudie befasst sich mit den Bedingungen von Zufriedenheit und Lebensglück bzw. Scheitern und fasziniert durch ihren ungeschönten, gleichwohl liebevollen Blick auf ihre lebensvollen Figuren.

ARRIVAL (US 2016. Regie: Denis Villeneuve)

Zwölf mysteriöse Raumschiffe landen zeitgleich in unterschiedlichen Regionen der Welt. Um globale Paranoia und einen potentiellen Krieg zu verhindern, soll ein Team von Sprachwissenschaftlern im Auftrag des Militärs Kontakt herstellen. Doch das unermüdliche Streben nach Antworten gerät bald zum Rennen gegen die Zeit. Nachdenklich-kluger Science-Fiction-Film mit Tiefgang.

BABEL (US/MEX 2006. Regie: Alejandro González Iñárritu)

Die Stärken des Films liegen in der Beobachtung transkultureller Gemeinsamkeiten im Kleinen. »Babel« ist, wie der Titel signalisiert, eine Reflexion über die Verständigungsprobleme zwischen den Kulturen und zwischen den Generationen. Ein taubstummes Mädchen steht bildhaft für die Begrenztheit verbaler Kommunikation.

BAL - HONIG (TRK/D 2010. Regie: Semih Kaplanoğlu)

Der Film verweist auf die Verbindung des Menschen mit der Natur, von der wir nicht nur materiell, sondern auch spirituell leben und betont dabei die familiären Beziehungen und das Engagement in der Gemeinschaft. Der Regisseur lässt sich mit ruhigem Atmen und fesselnden Bildern auf den Lebenskosmos seiner Hauptfigur, dem 6-jährigen Yusuf, ein.

BARBARA (D 2012. Regie: Christian Petzold)

In der DDR der frühen 1980er-Jahre plant eine Ärztin ihre Flucht in den Westen. Durch eine neue Arbeit in einem Provinzkrankenhaus an der Ostsee sowie die Begegnung mit dem dortigen Chefarzt kommen ihr Zweifel. Eindrucksvoll gespielt und inszeniert, nutzt der Film die angedeutete Liebesgeschichte, um differenziert und grundsätzlich Freiheits- und Glücksmöglichkeiten auszuloten.

BEN X (B/NL 2007. Regie: Nic Balthazar)

Leidensgeschichte eines Schülers, der gesellschaftlichen Normen und Zwängen nicht zu entsprechen vermag. In einer noch nie gesehenen Collage aus Realfilm- und Onlinespielsequenzen erschließt der Film Bens Innenwelt. Faszination der Cyberwelt und der Kinofiktion verschmelzen und eröffnen ungewöhnliche Wahrnehmungen.

BIRDMAN (US 2014. Regie: Alejandro González Iñárritu)

Ein ehemaliger Superhelden-Darsteller will als Regisseur am Broadway eine neue Karriere starten. Kurz vor der Premiere scheinen sich Kollegen, Kritiker sowie sein eigenes „Superhero“-Alter Ego gegen ihn verschworen zu haben. Das virtuos inszenierte, schwarzhumorige Drama zeigt einen Helden in
existenzieller Angst vor dem Scheitern.

BIS DANN MEIN SOHN (China 2019. Regie: Wang Xiaoshuai)

Wenige Jahre nach der Kulturrevolution ertrinkt der einzige Sohn eines chinesischen Ehepaars in einem Stausee. Die Tragödie ist das Epizentrum eines Dramas, das zwei befreundete Familien über mehrere Jahrzehnte begleitet und dabei insbesondere den Auswirkungen der Ein-Kind-Politik nachspürt. Der Schmerz der Trauer wird dabei nicht chronologisch, sondern in weit verstreuten Splittern vergegenwärtigt, die sich in der meisterhaften Montage zu einer berührenden Erzählung von Zusammenhalt und Liebe fügen.