© B. Schwabe. Ausschnitt aus dem Saal des "Apollo Kino", Hannover

Filmbegleitmaterial

Die im Folgenden vorgestellten prämierten Filme wurden im Rahmen des Kirchen-und Kino-Projekts gezeigt, das 2007 in der Fläche der hannoverschen Landeskirche gestartet ist und weiter fortgeführt wird. Sie finden alle Filmbesprechungen der bisherigen Staffeln in alphabetischer Reihenfolge zum Download in der rechten Spalte sowie einen Hinweis zur Verfügbarkeit des Films im Medienverleih.

Filmbesprechungen zum Download

KIRSCHBLÜTEN – HANAMI (D 2008. Regie: Dorris Dörrie)

Meditation einer Trauerarbeit. Ein Witwer begreift spät die Seelentiefe seiner Frau. Die Reise ins eigene Ich bringt bei ihm Saiten zum Klingen, die zuvor im Alltag erstarrten. Christliches wie buddhistisches Gedankengut verbinden sich zur Frage, ob unsere Lebensführung nicht an einem Punkt angelangt ist, der zur Einkehr, vielleicht auch zur Umkehr auffordert.

KÖRPER UND SEELE (Ungarn 2017. Regie: Ildikó Enyedi)

Die introvertierte Maria und ihr Kollege Endre stellen durch einen Zufall fest, dass sie Nacht für Nacht denselben Traum teilen. Verwirrt und erstaunt über diese intime Verbindung suchen die beiden zaghaft die Nähe des anderen. Eine sensible Liebesgeschichte voller bezaubernd-surrealer Details, die auf der Berlinale 2017 als bester Film ausgezeichnet wurde.

KREUZWEG (D 2014. Regie: Dietrich Brüggemann)

Eine 14-jährige Schülerin wächst in einer kath.-fundamentalistischen Gemeinschaft auf. Sie will sich ganz Gott weihen und bietet ihr Leben als Opfer für die Heilung ihres Bruders an. Ein an den Kreuzwegstationen entfaltetes Drama, das die destruktiven Aspekte des religiösen Fundamentalismus herausarbeitet. Zugleich eine Reflexion über angemessene Formen des Glaubens.

L’ENFANT (B/F 2005. Regie: Jean-Pierre und Luc Dardenne)

Der unaufdringlich und sensibel inszenierte Film schildert im Kern das Erwachen des moralischen Bewusstseins. Innerhalb weniger Wochen vollzieht Bruno eine radikale Kehrtwende: vom egozentrischen Drifter zu einem jungen Mann, der begreift, dass man für seine Haltung geradestehen muss.
 

LARS UND DIE FRAUEN (US 2007. Regie: Craig Gillespie)

Eine Komödie um das Verhältnis individueller Wirklichkeitskonstruktion und Realitätsverständnisses einer Gemeinschaft; die Geschichte der Menschwerdung eines jungen Mannes, der sich dank Toleranz und Liebe seiner Umgebung nach und nach von einer Puppe ab- und einem ‘real girl’ zuwendet.

LE PASSÉ (F/I 2013. Regie: Asghar Farhadi)

Ein Iraner kehrt nach Paris zurück, um die Ehe mit einer Französin aufzulösen. Ein Beziehungs- und Migrationsdrama, das von Übergangsphasen und Ablösung handelt. Ein sorgfältig inszenierter Film, der ein Netz von Beziehungen zwischen den Figuren spannt, in dem sich die Verhältnisse von Anziehung, Verwerfung, Vertrautheit und Befremden ständig abwechseln.   

LEB WOHL, MEINE KÖNIGIN! (F/E 2012. Regie: Benoît Jacquot)

Der Hof Ludwigs XVI. am Beginn der französischen Revolution als Bühne einer um sich selbst kreisenden Herrschaft, die sich in einem Prozess der Auflösung befindet. Als sehenswertes Gleichnis über die Verdrängung der Realität und Vergänglichkeit der Macht ist der Film von hoher Aktualität.

LIEBE (F/D/A 2012. Regie: Michael Haneke)

Ein außergewöhnlicher Liebesfilm, der auf intensive Weise an der Dramatik des Abschiednehmens angesichts von Verfall und Sterben teilhaben lässt. Kein Film über die Pflege, sondern über die Intimität der Liebe, ihre Belastbarkeit, ihre Grenzen und ihre Größe. Die Wohnung als einziger Ort macht die Einschränkungen sichtbar, denen das Alter unterliegt.

LIKE FATHER, LIKE SON (J 2013. Regie: Hirokazu Kore-eda)

Ein Architekt und seine Frau erfahren, dass ihr kleiner Sohn vor sechs Jahren bei der Geburt vertauscht wurde; ihr leibliches Kind wuchs im Haushalt eines chaotischen, gleichwohl liebevollen Elektrohändlers auf. Beide Elternpaare zögern zunächst, die Jungen auszutauschen. Anspruchsvolles, packendes Drama über Elternschaft und Familienbande.

LORNAS SCHWEIGEN (B/F/I/D 2008. Regie: Jean-Pierre und Luc Dardenne)

Wo alles zum Tauschgeschäft wird, da erinnert der Film an Zuneigung und Solidarität, die nirgends zu kaufen sind. Als Gleichnis über Geld und Schuld, Verantwortung und soziale Not weist er märchenhaft auf einen neuen Horizont, einen schützenden Raum, der neues Leben ermöglicht. Menschlichkeit wird sichtbar, die der »Allmacht der Ökonomie« entgegensteht.

LUCKY (USA 2017. Regie: John Carroll Lynch)

Kleine Erzählungen aus dem Leben eines alten Mannes in der Wüste von Arizona, die sich zu einem bewegenden Porträt eines Menschen verdichten, der es gelernt hat, mit der Einsamkeit umzugehen. Ein gänzlich unpathetischer, zu den Wurzeln der Existenz vordringender Film, in dem die Furcht vor dem Tod der gelassenen Akzeptanz täglicher Rituale weicht.

LUNANA – DAS GLÜCK LIEGT IM HIMALAYA (BTN 2019)

Charmanter Feelgood-Film über einen jungen Lehrer, der in einem abgelegenen Gebirgsdorf in Bhutan ein Jahr lang Kinder unterrichten soll, obwohl er von einer Sängerkarriere in Australien träumt.