© B. Schwabe. Ausschnitt aus dem Saal des "Apollo Kino", Hannover

Filmbegleitmaterial

Die im Folgenden vorgestellten prämierten Filme wurden im Rahmen des Kirchen-und Kino-Projekts gezeigt, das 2007 in der Fläche der hannoverschen Landeskirche gestartet ist und weiter fortgeführt wird. Sie finden alle Filmbesprechungen der bisherigen Staffeln in alphabetischer Reihenfolge zum Download in der rechten Spalte sowie einen Hinweis zur Verfügbarkeit des Films im Medienverleih.

Filmbesprechungen zum Download

MAIXABEL – EINE GESCHICHTE VON LIEBE, ZORN UND HOFFNUNG (ESP 2021. Regie: Icíar Bollaín)

Der sozialistische Politiker Juan Marí Jáuregui wird erschossen und das Leben seiner Frau und Tochter damit auf den Kopf gestellt. Ein auf realen Ereignissen beruhendes Drama um eine Frau, die sich auf eine Begegnung mit einem baskischen ETA-Terroristen einlässt, der im Jahr 2000 am Tod ihres Ehemannes beteiligt war.

MARIA MAGDALENA (GB 2018. Regie: Garth Davis)

Erzählt wird die Geschichte der Maria Magdalena, die aus einer tiefen Gotteserfahrung heraus eine Berufung erlebt und als Zeugin Jesu die Botschaft der Auferstehung verbreitet. Der prominent besetzte Bibelfilm stellt eine der lange verdrängten Frauen aus dem Anhängerkreis Jesu in den Mittelpunkt und eröff-net so einen neuen Blick auf die damalige Lebens- und Glaubenswelt.

MEIN HERZ TANZT (ISR/D/F 2014. Regie: Eran Riklis)

Der hochbegabte Eyad wird als erster Palästinenser an einer Elite-Schule in Jerusalem angenommen. Durch ein Sozialprojekt kommt er mit dem schwerkranken Israeli Yonatan in Kontakt, der Eyad die Freundschaft anbietet. Emotionales Kino mit politischem Tiefgang, das von dem konfliktbeladenen Mit- und Nebeneinander von Juden und Arabern in Israel handelt.

MEINEN HASS BEKOMMT IHR NICHT (F 2022. Regie: Kilian Riedhof)

Ein Journalist verliert seine Frau bei den Pariser Anschlägen 2015. Er verarbeitet seine Trauer in einem millionenfach geteilten Internetbeitrag. Basierend auf dem autobiografischen Buch von Antoine Leiris, gelingt es dem Filmmacher, von einem nationalen Trauma aus einer rein persönlichen Sicht zu erzählen.

MICHAEL KOHLHAAS (F/D 2013. Regie: Arnaud des Pallières)

Der Pferdehändler Michael Kohlhaas wird Opfer staatlicher Willkür und beginnt einen Feldzug gegen die Herrschenden. Heinrich von Kleists im 16. Jahrhundert angesiedelte Novelle verlegt Arnaud des Pallières in die karge Landschaft der Cevennen. Ihm gelingt eine zeitlose philosophische Reflexion über Gerechtigkeit, Unterdrückung und Widerstand.

Mittagsstunde (D 2022. Regie: Lars Jessen)

Ein Unidozent (großartig: Charlie Hübner) legt ein Sabbatjahr ein, um seine betagten Eltern zu unterstützen. Die Rückkehr in sein friesisches Heimatdorf konfrontiert ihn mit seiner schwierigen Familiengeschichte. Feinfühlige Romanverfilmung des Bestsellers von Dörte Hansen, in der die Frage nach dem Verlust zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftlicher Realität auf dem Lande verhandelt wird.

Der Film wird auf Plattdeutsch mit deutschen Untertiteln gezeigt (OmU).

MOOLAADÉ – BANN DER HOFFNUNG (SEN/F/M/TUN 2004. Regie: Ousmane Sembène)

Hommage an den Mut, Veränderungswillen und Witz afrikanischer Frauen, deren Solidarisierung eine Wende in dem von patriarchalischer Herrschaft gezeichneten Dorf herbeiführt. Ousmane Sambéne hat den Mut und den Gestaltungswillen, das hoch politisierte Thema der Mädchenbeschneidung aufzugreifen.

MOONLIGHT (US 2016. Regie: Barry Jenkins)

Der Afroamerikaner Chiron wächst in einer Sozialbausiedlung mit seiner drogensüchtigen Mutter auf. Sexuell verunsichert und von den männlichen Mitschülern drangsaliert, kämpft er um seinen Platz im Leben. Weit entfernt
von den erwartbaren Klischees entfaltet der Film auf drei Zeitebenen eine ebenso glaubhafte wie berührende Geschichte vom Erwachsenwerden.

MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT (GB/I 2013. Regie: Uberto Pasolini)

Als Angestellter des Londoner Sozialamtes sucht Mr. May die Angehörigen von vereinsamt Verstorbenen und organisiert die Beerdigungen. Dann wird seine Abteilung aufgelöst. Ein letzter Fall bleibt ihm, um seinem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben. Liebevolle, hervorragend gespielte Komödie, die dem Thema gesellschaftlicher Vereinsamung mit großer Einfühlsamkeit begegnet.

MUSTANG (F/D/TRK 2015. Regie: Deniz Gamze Ergüven)

Aus der Perspektive der jüngsten von fünf türkischen Schwestern zeigt der bemerkenswerte Debutfilm, wie das harmlose Herumtollen mit Jungs aus dem Dorf für die Mädchen zur Gefangenschaft im großmütterlichen Haus führt. Der Film demaskiert patriarchale Strukturen, in denen die Unversehrtheit des Jungfernhäutchens Garant für den guten Ruf der Familie ist.

NAWALNY (USA 2022. Regie: Daniel Roher)

Von seiner Vergiftung im Sommer 2020 bis zu seiner Rückkehr nach Russland und der Verhaftung im Januar 2021: Der kanadische Filmemacher Daniel Roher porträtiert den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Der Dokumentarfilm kommt genau zur richtigen Zeit, bietet er doch sowohl ein faszinierendes Porträt Nawalnys als auch Einblicke in die Mechanismen von Putins Machtapparat.

Nicht ganz koscher - Eine göttliche Komödie (D 2022. Regie: Stefan Sarazin, Peter Keller)

In diesem Roadmovie stranden ein orthodoxer Jude auf der Flucht vor seiner Zwangsverheiratung und ein arabischer Beduine in der Wüste Sinai. Schnell ist ihnen klar, dass es nur gemeinsam weitergeht . Eine Ode an die Menschlichkeit mit feinem Witz, die beiläufig politisch-religiöse Konflikte auf einer metaphorisch-märchenhaften Ebene verhandelt.

NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER ((OT: Never Rarely Sometimes Always) USA 2019. Regie: Eliza Hittman)

Eine 17-Jährige aus dem ländlichen Pennsylvania wird ungewollt schwanger und sieht schnell keine andere Option mehr als eine Abtreibung. Da dies in ihrer Heimat ohne Erlaubnis der Eltern nicht möglich ist, bricht sie heimlich mit ihrer Cousine nach New York auf, wo ihr Plan aber durch finanzielle und andere Fehleinschätzungen erschwert wird. In seiner Haltung unmissverständliches Drama, das die prüde Bigotterie einer rückwärtsgewandten Gesellschaft anklagt und männliche Grenzüberschreitungen als alltäglich vorführt. Dem harten Schicksal der jungen Frauen setzt der Film kleine Gesten der Anteilnahme entgegen, die zu ihrer wachsenden Selbstermächtigung beitragen.

¡NO! (Chile/F/USA 2012. Regie: Pablo Larraín)

Heiligt der Zweck die Mittel? Was vermögen die Medien? Chile kurz vor dem Ende der Diktatur Pinochets. Ein junger Marketing-Experte schlägt vor, den Menschen die Angst vor der Demokratie zu nehmen und Optimismus zu verbreiten. Ein dynamisches Drama, das klug Zeitgeschichte rekonstruiert.

NOMADLAND (USA 2020. Regie: Chloé Zhao)

Seit sie im Zuge des wirtschaftlichen Niedergangs ihrer Heimatstadt Wohnung und Existenzgrundlage verloren hat, driftet eine ältere Frau in ihrem Kleinbus durch die USA, immer auf der Suche nach Arbeit. Dabei begegnet sie anderen Menschen, die ihr Schicksal teilen und findet Anschluss an kurzzeitige Gemeinschaften mit modernen Nomaden, bevor sich ihre Wege wieder trennen. Das empathische, überwiegend mit Laien besetzte Frauenporträt lenkt den Blick auf sozial marginalisierte Menschen und lebt von der durch sorgfältige Recherche hergestellten Authentizität. Mitfühlend, aber nie sentimental, erforscht der Film die schwierigen Lebensumstände seiner Figuren und betont zugleich ihre Stärke und Würde.